Lingerings

2020, Hamburg

Die in feinem grün notierten Buchstabenketten haben ihren Ursprung in einem theoretischen Ansatz des US-amerikanischen Philosophen und Psychologen William James. Er erklärt die menschliche Wahrnehmung der Gegenwart als eine Aneinanderreihung , als eine Kette von fliehenden ‚Jetzt-Momenten‘.
(Ausstellungsfotos aus ExponArt Galerie)


‘Lingerings’ visualisiert die Verkettung der so flüchtigen ‘Jetzt-Momente’: Kaum ist ein Moment wahrgenommen, ist er bereits vom nächsten ersetzt, der noch kurz in uns nachhallt, zum Nachklang wird. Diese den Fotografien gegenüberstehenden Arbeiten stehen fu?r die untrennbare Verbindung von Vergangenheit und Zukunft. “Meine Verschriftlichung der Buchstabenreihen beschreibt den ungeduldig-hastenden Drang mich in der Zeit zu verlieren, während gleichzeitig, durch das akribische Notieren, die Vergänglichkeit eines Moments umso sichtbarer wird .”

“Fernab der Touristenströme flanierte ich, sah tief hinein in den Wald, die Schluchten hinab und versuchte zu erkennen, wo ich mich befand. Die Pyramide war fern und die Wegweiser ausgeblichen. So lies ich den Ort auf mich wirken. Und mit einem Mal wusste ich, dass der Lauf der Zeit hier ein anderer war. Als ob die Maya, die nach langem Bestehen und vieler Blütezeiten plötzlich verschwanden, eben noch dagewesen waren, nur einen Flügelschlag entfernt. War der Klang ihrer Schritte auf dem Boden gerade erst verhallt? Oder kamen sie näher? Später erfuhr ich, dass ich mich direkt vor einer Cenote befand. Einer von den Maya oft als Opferstätte genutzten heiligen Quelle im Urwald.”